DIGITALE MEDIEN & INTERNET – FORMEN UND RISIKEN
Eine übermäßige Internetnutzung kann abhängig machen. Die Abläufe bei der Entstehung von Internetsucht ähneln denen einer stoffgebundenen Sucht, beispielsweise bei Alkohol oder Opiaten. Wie bei anderen Süchten spielen auch für die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Internetsucht verschiedene Faktoren eine Rolle. Nicht alle, die Internet-Angebote übermäßig nutzen, werden abhängig.
Wie Internetsucht entsteht
Bei Vorliegen einer Nutzungsstörung werden vermehrt Botenstoffe im sogenannten Belohnungssystem des Gehirns ausgeschüttet. Die größte Bedeutung hat dabei der Botenstoff Dopamin, der ein angenehmes Gefühl erzeugen kann. Um dieses gute Gefühl wiederholt zu spüren, entsteht das starke Verlangen, wieder online zu sein. Betroffene verlieren mit der Zeit die Kontrolle über ihr Tun und verdrängen negative Folgen. Außerdem kann es zu Toleranz und Entzugserscheinungen kommen: Immer mehr oder stärkere Belohnungen werden benötigt. Sehr unangenehme Gefühle und Reaktionen treten auf, wenn die Anwendung nicht genutzt wird oder genutzt werden kann
Welche Internetnutzungsstörungen gibt es?
Der Begriff „Internetnutzungsstörung“ umfasst verschiedene Anwendungen und Nutzungsmöglichkeiten, vor allem die übermäßige Nutzung von
- digitalen Spielen/Computerspielen (online und offline),
- sozialen Netzwerken,
- Onlineshopping und
- Online- / Internetpornografie.
Eine Sonderform stellt die problematische Nutzung von Glückspielen im Internet dar. Dabei handelt es sich dabei um ein pathologisches Glücksspielverhalten, welches vorwiegend auf Online Angeboten ausgeübt wird.
Internetnutzungsstörungen (hier bezogen auf die Spielstörung) sind charakterisiert durch:
- Kontrollverlust, wann, wie oft, wie lange und in welchen Kontexten das Verhalten ausgeübt wird.
- Zunehmende Priorität des Nutzungsverhaltens gegenüber anderen Interessen und täglichen Aktivitäten.
- Fortführen des Verhaltens trotz negativer Folgen.
- Bedeutsame Beeinträchtigungen in persönlichen, familiären, sozialen, schulischen, beruflichen und anderen Lebensbereichen oder einem ausgeprägten Leidensdruck.
Die Diagnose kann laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestellt werden, wenn die genannten Verhaltensweisen seit mindestens 12 Monaten auftreten. Oder bei kürzerer Dauer, wenn alle Symptome in starker Ausprägung vorkommen.
Computerspielstörung (CSS)
Die Computerspielstörung (CSS) stellt vermutlich in der Allgemeinbevölkerung die geläufigste Störung unter den Online-Verhaltenssüchten dar. Die CSS ist aktuell im Vergleich zu anderen Internetsüchten am besten wissenschaftlich erforscht.
Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung und Online-Kaufsucht
Weitere Varianten von Online-Verhaltenssüchten stellen die Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung und die Online-Kaufsucht dar. Studien zeigen, dass insbesondere Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörungen in der Allgemeinbevölkerung häufiger auftreten.
Online-Pornografie-Störung (PNS)
Durch das mittlerweile nahezu allgegenwärtige Internet ist pornografisches Bild- und Videomaterial anonym und leicht zugänglich. Menschen mit einer Online-Pornografie-Nutzungsstörung (PNS) konsumieren diese Bilder und Videos exzessiv-unkontrolliert. Sie verspüren einen sehr starken Drang danach. In der Folge können sie die Dauer und die Häufigkeit des Konsums von pornografischem Material nicht mehr kontrollieren.
Weitere Informationen
DHS Infomaterialien
- Digitale Medien – Basisinformationen. Verfügbar im DHS Bestellcenter.
- Digitale Medien – wann sind sie riskant? Ein Heft in Leichter Sprache. Verfügbar im DHS Bestellcenter.
- Klaus Wölfling, Kai W. Müller: Varianten internetbezogener Störungen – ein Update. In: DHS Jahrbuch Sucht 2024.
Hilfe- und Beratungsangebote
- Beratungs- und Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige, die auf das Thema Medienabhängigkeit spezialisiert sind, listet der Fachverband Medienabhängigkeit auf seiner Website.
- Das Portal „Erste Hilfe Internetsucht“ bietet neben Informationen und Rat eine umfangreiche Datenbank an Beratungs- und Behandlungsstellen. Mithilfe der Postleitzahlsuche können Interessierte heimatnahe Angebote finden.
- Behandlungsangebote vor Ort können Betroffene und ihre Angehörigen über das DHS Suchthilfeverzeichnis finden.