Binge-Eating-Störung (Anfallsartiges Überessen)

Binge Eating, anfallsartiges übermäßiges Essen, ist die bei weitem häufigste Essstörung. Ihr zentrales Merkmal sind wiederkehrende Essanfälle, denen sich die Betroffenen hilflos ausgeliefert fühlen. Bei den meisten Betroffenen führen diese Essanfälle zu Übergewicht. Im Unterschied zur Anorexia nervosa (Magersucht) oder zur Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) sind die Betroffenen in der Regel deutlich älter. Eine Binge-Eating-Störung tritt gehäuft bei Frauen und Männern im mittleren Lebensalter (40 bis 65 Jahre) auf. Nur selten greifen sie zu Maßnahmen wie Hungern, Erbrechen oder Bewegung, um ihr Gewicht zu regulieren.

Unkontrollierbare Essanfälle

Beginn und Ende der Essanfälle lassen sich oft nicht klar bestimmen. So essen manche der Betroffenen unkontrolliert über mehrere Stunden hinweg. Dabei können sie nicht klar angeben, wann ein Essanfall angefangen bzw. aufgehört hat. Als weitere Kennzeichen gelten beispielsweise folgende Verhaltensweisen:

  • viel schneller zu essen als normalerweise
  • zu essen, bis sich ein unangenehmes Völlegefühl einstellt
  • große Mengen zu essen, ohne hungrig zu sein
  • allein oder heimlich zu essen aus Scham über die gegessenen Mengen
  • Gefühle von Ekel, Traurigkeit oder Schuld nach dem Essen

Die Essanfälle können sich auch als andauernde, über den Tag verteilte Nahrungsaufnahme ohne feste Mahlzeiten äußern.

Leidensdruck durch Fettleibigkeit

Anders als bei Menschen mit Anorexia nervosa (Magersucht) oder Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) ist Patienten und Patientinnen mit einer Binge-Eating-Störung die Problematik oft nicht bewusst. Sie suchen in erster Linie nach Hilfe, um ihr Gewicht zu reduzieren. Den Kontrollverlust bei der Nahrungsaufnahme erleben die Betroffenen als Scheitern jeglicher Diätanstrengung. Das verstärkt ihren Leidensdruck erheblich. Ähnlich wie Menschen mit Ess-Brech-Sucht fühlen sie sich wegen jedes Essanfalls schuldig. Minderwertigkeitsgefühle, Kontaktschwierigkeiten und soziale Diskriminierung sind typische Folgen einer Binge-Eating-Störung.

Risiken

Eine Binge-Eating-Sörung ist in den meisten Fällen mit starkem Übergewicht (Adipositas) verbunden. Dies stellt eine permanente Überlastung von Herz, Kreislauf und Gelenken dar. Auf lange Sicht  fördert Übergewicht es viele chronische Krankheiten wie Diabetes, Gicht, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Gelenkleiden.

Hilfe für Betroffene und Angehörige

Bei Essstörungen sind Beratungszentren oftmals die erste Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige. Ambulante Beratung wird von spezialisierten Beratungseinrichtungen für Essstörungen, aber von auch Frauen-, Jugend- und Suchtberatungsstellen sowie weiteren psychosoziale Beratungsstellen und Gesundheitsämter angeboten. Beratungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie unter: www.suchthilfeverzeichnis.de

Weitere Informationen

Informationen zu Essstörungen für Betroffene, Angehörige und Fachleute:

Informationen für Fachleute: