Medikamente

Medikamente können bei Krankheiten und gesundheitlichen Beeinträchtigungen zahlreiche Beschwerden lindern. Sie tragen zur Genesung bei und steigern die Lebensqualität. Der Einnahme muss aber eine sorgfältige Diagnose vorausgehen. Außerdem sollte die Behandlung gut geplant sein und kontrolliert werden.

    Nebenwirkung: Arzneimittelabhängigkeit

    Selbst bei einem sinnvollen Gebrauch kann es zu unerwünschten Wirkungen kommen. Manche treten gleich zu Beginn einer Behandlung auf, andere erst im Verlauf. Bei einigen Medikamenten zählen sogar Suchterkrankungen zu den unerwünschten Wirkungen. Von allen in Deutschland verordneten Arzneimitteln haben etwa vier bis fünf Prozent ein eigenes Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial.

      Problematischen Medikamentenkonsum vermeiden

      Missbrauch und Abhängigkeit können entstehen, auch wenn Patientinnen und Patienten sich in der Behandlung von fachkundigen Ärztinnen und Ärzten befinden. Doch beide Seiten können gemeinsam dazu beitragen, einen problematischen Medikamentenkonsum frühzeitig zu erkennen und entsprechend gegenzusteuern.

      Schlaf- und Beruhigungsmittel (Benzodiazepine und Z-Drugs)

      Zu den Medikamenten mit Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial zählen an erster Stelle Schlaf- und Beruhigungsmittel, die bei längerer Einnahme zu einer Abhängigkeit führen können – auch in geringer Dosis. Schon nach zwei Wochen beginnt der Körper, sich an das Medikament zu gewöhnen. Bereits nach drei- bis vierwöchiger Einnahme von Benzodiazepinen kann sich eine Abhängigkeit einstellen.

      Schmerzmittel (Analgetika)

      Auch die regelmäßige Einnahme eines Schmerzmittels kann in eine Abhängigkeit führen. Am gefährlichsten sind starke Schmerzmittel, die nur mit speziellem Betäubungsmittelrezept abgegeben werden dürfen (Opiate, Opioide).

        Anregungsmittel (Stimulanzien)

        Im Hinblick auf eine Abhängigkeit durch verschriebene Medikamente spielen Anregungsmittel (Stimulanzien) derzeit eine geringe Rolle. In Deutschland werden Psychostimulanzien im Wesentlichen bei Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) bei Kindern sowie bei Narkolepsie, einer seltenen neurologischen Erkrankung, verordnet. Darüber hinaus sind anregende Substanzen wie Amphetamine vor allem als illegale Drogen bekannt (Speed, Ecstasy).

          Andere Medikamente

          In der Diskussion um das Thema Medikamentenabhängigkeit werden auch immer wieder Medikamente genannt, die keine körperliche Abhängigkeit hervorrufen können (z.B. Antidepressiva, Neuroleptika). Zum Teil werden diese aber missbräuchlich eingesetzt, da manche von ihnen eine dämpfende Wirkung besitzen. Die Diskussion um diese Medikamente ist insoweit problematisch, als diese Medikamente unverzichtbar bei der Akutbehandlung und bei der Vorbeugung von neuen Krankheitsphasen (Rezidivprophylaxe) psychischer Erkrankungen sind. Menschen, die diese Medikamente dauerhaft einnehmen sollen, dürfen sich durch diese Diskussion nicht beirren lassen.
          Video Macht mein Medikament abhängig

            Tipps für Patientinnen und Patienten

            Viele Patientinnen und Patienten wissen nicht genau, was ihre Ärztin oder ihr Arzt ihnen verschrieben hat und scheuen sich, Fragen zu stellen. Als Patientin oder Patient sollten Sie Ihren Anspruch auf umfassende Information wahrnehmen. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Lassen Sie sich fachkundig beraten und über mögliche Risiken aufklären. Bitten Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder Apothekerin oder Apotheker, die folgenden Fragen mit Ihnen gemeinsam zu klären:

            • Welches Medikament nehme ich denn da ein?
            • Welche Risiken gehen von der Einnahme des verschriebenen Medikamentes in der angegebenen Dosis und Dauer aus?
            • Welche unerwünschten Wirkungen können dabei auftreten?
            • Gibt es dazu alternative Medikamente?
            • Welche alternativen Medikamente gibt es zur Behandlung meiner Beschwerden?
            • Warum ist genau dieses Medikament für mich besser geeignet?
            • Gibt es alternative Behandlungsformen?
            • Welche alternativen Behandlungsformen kommen für meine Beschwerden in Frage?

            Weiterführende Informationen auf www.medikamente-und-sucht.de

            Zum Thema Arzneimittelabhängigkeit hat die DHS in Zusammenarbeit mit der BARMER eine Internetplattform entwickelt: www.medikamente-und-sucht.de

            • informiert über Hintergründe, Risiken, besonders gefährdete Personengruppen und über Medikamente, die abhängig machen können.
            • klärt darüber auf, wie man einer Abhängigkeit vorbeugen kann, welche Warnzeichen auf einen problematischen Konsum hindeuten und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
            • nennt Beratungsstellen und Therapieeinrichtungen sowie Selbsthilfegruppen, in denen sich Betroffene miteinander austauschen können.

            In den verschiedenen Seitenbereichen der Webseite www.medikamente-und-sucht.de gibt es Informationen für:

            • Interessierte und Betroffene: z.B. Personen, die Medikamente einnehmen, Angehörige
            • Behandelnde und Beratende: Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker, medizinisches Personal, Pflegekräfte, Suchtberaterinnen und Suchtberater
            • Fachleute und Forschung: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Verbänden und Fachorganisationen im Gesundheitswesen, aus Beratungsstellen und Behandlungseinrichtungen sowie wissenschaftlichen Fachgesellschaften
            • Presse: Journalistinnen und Journalisten, in der Öffentlichkeitsarbeit Tätige, Medienschaffende